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Pinkeln in der Fremde

Kommt man in ein fremdes Land, wohlmöglich noch in eines mit einer der unseren völlig fremden Kultur, so gerät  man als Reisender, sofern man nicht bereit ist, wachen Auges und bewussten Geistes auf die Eigenartigkeiten des Gastlandes Rücksicht zu nehmen, mitunter in recht unangenehme Situationen. Einmal war ich in Saudi-Arabien zu Besuch und musste während einer Besprechung 'austreten'. Ein Landeskundiger lief mir hinterher, um mich vor einem bösen Fehler zu bewahren, hatte sich doch erst Wochen zuvor in eben dem Waschraum (Herrentoilette wäre hier mangels Damentoiletten das falsche Wort), den ich zielstrebig ansteuerte, ein dramatischer Zwischenfall ereignet:
Keine Pinkelrinne !
Ein deutscher Geschäftsmann, der ebenfalls zu Besprechungen hier zu Gast war, musste wie ich seinem Harndrang folgen. Ihm wurde der Weg zu den Toiletten gewiesen, und neben Waschbecken und gewöhnlichen Sitztoiletten nach westlichem Standard fand er dort auch die im Bild gezeigte Einrichtung. Nun sind unter Geschäftsleuten insbesondere diejenigen erfolgreich, deren Urteil und Entscheidungkraft von keinerlei Sachkenntnis, geschweige denn vom Nachdenken getrübt werden, in dieser Hinsicht muss dieser Mann ein besonders Erfolgreicher gewesen sein. Selbst die Merkwürdigkeit der Ausstattung liess ihn keinen Moment daran Zweifeln, dass es sich um nichts anderes als die in seinem Weltbild fest verankerte Pinkelrinne handeln könnte. Wahrscheinlich dachte er noch in typisch deutscher Borniertheit Dinge wie 'Ach kuck an, die können sich noch nicht mal eine richtige Spülung leisten' oder 'Tja, so faul ist der Araber! Muss selbst beim Pinkeln sitzen', während er sich erleichterte. Was er nicht wusste war, dass er gerade in die Waschrinne urinierte, in der sich die Muslime vor dem Gebet, den Glaubensvorschriften entsprechend, Kopf und Füsse waschen, was der Anordnung von Sitzmöglichkeiten und Wasserhähnen auch durchaus einen Sinn verleiht. 
Dieses Fehlverhalten wurde entdeckt, deswegen konnte man mir auch diese Geschichte zur Warnung erzählen. Nicht bekannt ist, wie es dem Falschpinkler weiter erging. Bekannt ist hingegen, dass seine Firma den Auftrag, dessentwegen er hier war, nicht bekam. 
Das Bild nahm ich übrigens bei einem späteren Besuch auf, um diese kleine Geschichte zu illustrieren, nicht ohne dabei meinen einigermassen guten Ruf aufs Spiel zu setzen. Man stelle sich den Erklärungsnotstand vor, in den ich geraten wäre, hätte man mich mit dem Fotoapparat in der Herrentoilette erwischt. Bis heute ist mir nicht eingefallen, wie ich das einigermassen glaubhaft hätte erklären können...
 
Möchte man beim Wasserlassen in unbekannten Landen sicher sein, keine unbekannten Regeln zu übertreten, so empfiehlt es sich, für diese Tätigkeit einen einsamen Ort aufzusuchen, wie es die fünf Herren im folgenden Bild vormachen. Um Fragen vorzubeugen: Ich bin nicht dabei.
3 Wüstenschiffer am Werk

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