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"I werd' noamoal elektrisch!"
fluchte die heilige Mutter Maria einmal, weil die Bengel wieder 'Händler vertreiben'
spielten.
Und - Z U F F - geschah ein gar grosses und göttliches Wunder:
Ihr wuchs ein elektrischer Heiligenschein, für den muss man dann nicht den ganzen Tag heilig sein, der geht nämlich mit Strom.
Scheisse war, dass der elektrische Strom noch gar nicht erfunden war, und die gute Maria weiterhin heilig bleiben musste, bis ungefähr
1920 Jahre später nahezu die gesamte katholische Welt mit einem Strom versorgt wurde, der eines Heiligenscheines würdig war. Dann war es gut.
Sie würde hinausziehen in die Welt, ihren Heiligenschein in
irgendeinem Heiligenschrein mit dem Netz verbinden, und könnte sich endlich vom Heiligsein ausruhen.
Scheisse war, dass sie natürlich einen römischen Netzstecker hatte, etwas anderes kommt für Katholiken ja nicht in Frage. Folgerichtig zog sie nach Italien, um dort Anschluss zu finden, und siehe da!
Nach nur kurzer Suche fand sie Einlass in ein Gotteshaus, das seit dieser Zeit 'S.ta
Maria giaconda' hiess, weil nämlich Scheisse war, dass alle Steckdosen in Kniehöhe sind und
ihr Anschlusskabel nur 70cm lang. Hat der alte Knauser wieder gespart bei dem Wunder!
So lag die gute Maria also neben dem Altar, weil dort die Steckdose war,
und es war ihr hübsch Recht so. Schön liegen und sich ausruhen, und der Heiligen scheint von selbst!
(Das ist wie bei den Glühwürmchen, wo beim Leuchten übrigens Luciferin und Luciferase eine wichtige Rolle spielen. Die Namen sollten uns zu denken geben...)
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So geschah es dann auch: Nicht genug, dass ihr vom dauernden Liegen auf der einen Seite der Arm monatelang eingeschlafen wäre, eines Sonntags kam auch der Kardinal nach 'S.ta
Maria giaconda', weil er von dem Pilgerstrom gehört hatte, der jeden Sonntag das kleine
Bergorf in den Abruzzen heimsuchte, befand eine liegende Madonna für unwürdig und befahl ihre sofortige Aufrichtung. Niemand der versammelten Gläubigen folgte seinem Befehl! Wie ein Mann stand die Schar der Bauern und Bäuerinnen, der Handwerker und Handwerkerinnen auf und trat dem Bischof in den
Weg, um ihr Heiligtum zu schützen! Der Bischof liess Dank des
Konkordats ein paar Nationalgardisten
rufen. Diese erschossen einige dieser einigen Bauern, Bäuerinnen
und Handwerker, bahnten sich einen Weg durch die überlebende Menge, griffen die arme Maria, die
ja sich auch nicht wehren konnte, weil es in ihrem Arm brannte wie 1000 Stecknadeln damals auf dem Schulhof in Nazareth, richteten
sie auf und - Z A P P - war der Heiligenschein aus.*
Da gingen die Menschen enttäuscht nach Haus.
Jahre später entdeckte Padre Pio aus Ravello... Aber was sag' ich, der Rest der Geschichte dürfte ja
aus dem Religionsunterricht bekannt sein...
pfrzt.. aber.. naja... ich erzähl es nochmal:
Wie sich damals Padre Pio die Scheissespressomaschine hat andrehen lassen, von Guiseppe, dem Elektrogerätehändler. Es wäre so ein Designerteil aus Turin, hat er gesagt, wenn du sowas cooles in deiner Kirche hast, kommen die Jugendlichen in Scharen auf ihren Vespas vorgefahren!
Was fürn Blödsinn! haben die Jugendlichen nachher gesagt. Wenn du das Teil hinlegst, dann läuft doch der Kaffe raus! Hol dir mal bei Natale eine Verlängerungsschnur! Padre Pio also losgestapft, zum Dorfelektriker Natale, Verlängerungsschnur geholt. Natale musste natürlich mit, als man ihm von dem Projekt erzählte, und er behielt es sich als Fachmann vor, die nötigen elektrischen Konnektionen eigenhändig durchzuführen, weil dem Ungelernten dabei nur allzuleicht Fehler unterlaufen, die dann auch mit einem Anwalt nicht wieder gut zu machen sind.
Somit obliegt also dem Weisen Natale die Gnade, unsere Heilige Mutter Maria von den Drehfeldern wieder auferweckt zu haben. Naja.
In Wirklichkeit haben die Jugendlichen zuerst 'Coooool' gesagt, die Älteren 'geil, Alter, wo hast du denn das abgefahrene Teil her?'
'Kann man an den weissen Lilien unten die Temperatur einstellen?'
'Wo ist denn da der Dimmer, dass man die ein bisschen hochdrehen kann?'
Und wo kommt hier der Kaffee raus???
?
So schoben sie das Teil schlussendlich dann aus der gemütlichen Sakristei in das Kirchenschiff, zum Glück war die Verlängerungsschnur, die Natale in göttlicher Eingebung wählte,
knapp lang genug!
Padre Pios Rechnung ging also nicht auf. Bis eines Tages...
Statt der Vespas Reisebusse vorfuhren, und statt junger,
hübscher Menschen nur alte, hässliche Touristen.
Auch ich in Kampanien!
Ravello lockt den rebellischen Jungkünstler seit Jahren!
Warum also nicht auch ich in Kampanien, verlaufe mich, dumm,
wie ich bin und finde das Scheissbronzetor nicht, das im
Reiseführer steht!
Find' beim Gang durch griese Gassen und Verlust der Untertassen aus dem
Küchenschrank dem blassen, ich werd jetzt mal das Reimen
lassen, nach S.Francesco! Ich Depp!
Da gibt das doch gar keine Mosaiken von wie hiess noch der mit
dem Wal? Jonas! Das war auf dem Weg zu dieser
zweifelhaften Villa, wie hiess sie noch... Cimbrone. Ist
ja nach der Villa Rufolo eher 2.Garnitur. Weil Rufolo
irgendwie nicht antnörnte, sondern weitaus wagnerianischer
wild wogende Weisen in meinem Wirrkopf erklingen liess! Und
wer kann schon den ganzen Tag Wagner ab?
Solcherart also in weitschweifige und selbst mir
unverständliche Gedanken versunken, tippte mir, der ich durch
das Objektiv versuchte, die Erleuchtung, die mir die
elektrische Madonna in dieser unendlichen Wüste des
Einheitsgeschmackes gab, auf meinen Memorystick zu bannen, der
alte Natale auf die Schulter, und sagte: 'A KOFE GIBS DOHINDA!'
Leider kann ich ja kein Bayrisch. UN I VERZÖHL DI AMOL A
GSCHICHT!
Und der alte Natale nahm mich mit an seinen Tisch, öffnete
die Krüge und Flaschen und erzählte mir die Geschichte, wie
er vom Dorfelektriker zum Küster wurde, und das der Mensch
doch immer was aus sich machen könne!
Beim alten Natale in Ravello wäre das
nicht passiert.
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