Der König


Der König war gestorben und nun war ein Konzil einberufen, denn es musste ein neuer König bestimmt werden. Es gab jede Menge Bewerbungen und die Versammlung tagte schon seit über einer Woche und es war noch immer kein neuer König gefunden. 
Das Interesse der Öffentlichkeit war grenzenlos und obwohl die Regeln dieses Konzils bei weitem nicht so gestrenge waren wie die des Kardinalkonklaves zu Rom, waren doch ausser den Namen der Bewerber kaum Interna draussen bekannt.
Daher war der Tagungsort von Journalisten sowohl der TV Stationen als auch der schreibenden Zunft belagert, aber wenige von ihnen brachten mehr heraus, als auf den allabendlichen Pressekonferenzen von der Tagungsleitung bekanntgegeben wurde, nämlich, dass noch kein neuer König bestimmt sei und vielleicht, dass dieser oder jener Kandidat nicht in die engere Wahl genommen würde.
Einem jungen Journalisten, Korrespondent einer Tageszeitung aus H., war es gelungen sich abends mit einem Delegierten zu einem Hintergrundgespräch zu verabreden, da er während seines Studiums als Kommilitone des Sohnes im Hause des Delegierten verkehrt hatte.
Dieser war ein würdiger alter Herr, gut über sechzig Jahren alt, von Beruf Kirchenmusiker und Organist und im Ehrenamt Vorstand des Blindenvereins seiner Heimatstadt, einer Grossstadt im Westen unseres Landes.
Nachdem sie sich eine Weile über die Wahl als solche unterhalten hatten, kamen sie nun auf die Stärken und Schwächen einzelner Kandidaten zu sprechen.
„Ich sage Ihnen, junger Mann,” sagte der Alte „der Einbeinige wird niemals König. Einbeinige sind nicht nur dumm, was denken Sie denn, wo er sein Bein gelassen hat ... sondern auch faul, dumm und faul! Wenn er am Ende König würde, wird er von uns erwarten, dass wir ihn den lieben langen Tag herumtragen, er hat ja nur ein Bein, der Ärmste ... dass er als König Pflichten zu erfüllen hat, Verpflichtungen eingegangen ist, wird er schnell vergessen haben, er hat ja nur ein Bein, der Ärmste.”
„Was wir brauchen ist ein kräftiger, junger, dynamischer König, so jemand wie Sie junger Mann,” und nach kurzem Sinnieren „wie wär´s denn mit Ihnen, wollen Sie nicht unser neuer König werden ?” -
„Was ich? ... Nein unmöglich ... das geht doch nicht ... ich kann doch nicht ...” -
„Aber natürlich können Sie, grossartige Idee,” sagte der Alte und griff in die Innentasche seines Jacketts um eine Fahrradspeiche hervorzuziehen.
„Hier bitte nehmen Sie, stechen Sie sich ein Auge damit aus und Sie werden der neue König der Blinden.”
© 2004 by Kalmring sein Enkel



































Erstmals gewährt mir der Meister einen Klappentext:
(sogar mit Foto vom Autor!)

Kalmring sein Enkel am Meer

(Ich wollte das Bild eigentlich noch invertieren, damit es nicht so schwarzklecksig auf der Webseite rumklebt, aber doch das Auge des Betrachters fesselt. Aus Versehen habe ich es solarisiert, weil das bei PSP7 auch gar keinen Butten für zum Farbbilder inverzieren gibt, aber das Feuer kommt so viel besser raus!)
Ach, ich fang schon wieder an zu schwafeln, ich wollte doch einen Klappentext schreiben...
Vielleicht probiere ich es mal so:
Oh grosser Enkel des Kalmring!
Schreib doch endlich mal ein Buch! Son kleines Gedichtwerk im Selbstverlag würde ja genügen, damit wir, deine Adepten, nicht wegen jedes Brosamens deiner Äusserungen um deinen Dichtertisch herumkriechen müssen oder uns gar ein zweites Loch in den Arsch freuen, wenn wir eine solche Geschichte wie die obige gelegentlich mal zur Veröffentlichung zugesandt bekommen. Die Welt wartet darauf, wie die Geschichte vom Reinkarnationsüberfall weitergeht! Nun.
Sicherlich nicht die ganze Welt, und da bin ich auch sehr froh drüber. Aber ich befürchte, wer bis hierher alles durchgelesen hat, der will auch wissen wollen, wie es mit der Reinkarnation weitergeht!
Ach, ich übertreibe schon wieder masslos, aber das gehört sich ja für Klappentexte.

(Baku)
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