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Baku - eine Bastlerjugend


1. Wie kam es zu diesen Jugenderinnerungen?
2. Frühe Jahre
3. Bakus erster Transistor
3a. Baku bei Baderle
3b. Bakus erste Schaltung
4. Bakus erste LED
5. Frühe Nachrichtentechnik
6. Elektrobiologie für Einsteiger und Fortgeschrittene
7. Bakus erste Schaltung reloaded
8. Physik im Alltag: Der brennende Mann
9. Baku, der Uhrmensch
 

1. Wie kam es zu diesen Jugenderinnerungen?


Es begab sich zu der Zeit... äh, nee, eben gerade gestern, dass ich bei eBay 3600 Leuchtdioden kaufte. Das ist im Grunde eine andere Geschichte, aber anlässlich der Überlegungen, wie ich sie zum Leuchten bringen könne,  liess ich meinen alten Freund Jens in de.sci.electronics um den Rat erfahrener Menschen fragen, weil ich im Zweifelsfalle lieber auch mal die Meinung anderer höre und das Internet mich ziemlich alleine liess mit meiner Frage.
Dort entstand folgendes Dialogfragment:

>Für den Preis auch noch jammern... Damals - ach lassen wir das :-)
Hab' ja garnicht gejammert ;-) und von wegen früher: habe ich immer
davon geträumt, sowas zu bauen, aber da waren die LEDs dafür
unerschwinglich... Und als ich meine erste LED gekauft habe, da gab
sie ein zehntel von dem Licht der 1719 ab, bei 10fachem Strom. 

Fast hätte ich da die ganze Geschichte von meiner ersten LED erzählt, die mir spontan wieder einfiel, aber um die Gruppenteilnehmer nicht zu langweilen verkniff ich sie mir, um sie hier zu erzählen. Bei dieser mentalen Rückführung in die frühen Bastlerjahre fielen mir dann noch andere Dinge ein, über die ich hier berichten will, auch wenn es im Grunde kein Schwein interessiert.

 


2. Frühe Jahre


Noch bevor Baku richtig laufen konnte, interessierte er sich für das Innere der Dinge.
Später gab man ihm freiwillig erst Wecker und später Radios, nebst eines kleinen Satzes an ungeeignetem Werkzeug. Damit es mal eine Ruhe hat mit dieser Rastlosigkeit. 

Einmal habe ich auf dem Jahrmarkt in Bevensen (damals noch ohne Bad) einen Fotoapparat gewonnen, aber meine Eltern hielten meine leuchtenden Augen für einen Ausdruck des Unwissens und schwatzten mir stattdessen einen mördergrossen Teddybären, der zu alledem noch blau war, auf. 
Ich konnte schon damals nicht Nein sagen, wenn man sich so ins Zeug legte wie meine Eltern. Ich konnte es nicht zulassen, dass sie die ganze nächste Zeit voller Sorge herumliefen und sich fragten: Was macht der Junge mit dem Fotoapparat? Oh Gott? Hoffentlich macht er ihn nicht kaputt! 
Bei dem blauen Teddybären brauchten sie sich keine Sorgen machen, da wusste ich was drin war. Holzwolle. Das hatte ich mal gesehen, als meine Oma meinem braunen Affen die abgewetzten Pfoten geflickt hat. Also alles nur Betrug! 
Das war gar kein Affe, sondern nur ein Knäuel Holzwolle, das man in ein Affenkostüm eingenäht hatte!
Nun gut, es war schon fast täuschend ähnlich, so der Kopf, die Arme, der Schwanz und das braune Fell. 
Beim Bären hatte man sich nicht so viel Mühe gegeben. Blaubären gibt das doch garnicht! Zumindest nicht in Bevensen, da gibt das nur Bickbären!
Ein Holzwolleknäuel als Blaubär verkleidet, tolle Wurst. Ich hab das Ding dann auch bald weggeschmissen.
Ein Fotoapparat hingegen, das wär' was gewesen. 
Nuja. Ich bekam damals noch kein Taschengeld und hätte sowieso keine Filme kaufen können. Aber das war mir damals egal, weil ich auch gar nicht damit fotografieren wollte.

Der Watz merkte dazu an:
Ich könnte da noch Geschichten beisteuern, wie ich sowas gemacht habe mit einer alten Kneifzange, leicht verbogenem Schraubendreher, alter Schere...
Besseres war eben nicht zur Hand, wenn ich nicht vom Keller auf den Eisenbahnboden kraxeln und meines Vaters Werkzeug leihen wollte. Und der hätte es wiederhaben wollen, und wohlmöglich noch sauber und heil.

 


3. Bakus erster Transistor


Wenn ich mal einen Gruselfilm drehe, dann kommt darin diese Szene vor:
Der Bauteiletresen von Baderle in der Spitalerstrasse 1972. 
Du brauchst einen 2N3055 oder einfach nur 'einen Widerstand'. Und dann beugt sich diese dicklippige Dame zu dir herunter, so als wolle sie dich verschlingen. Ich hätte sie mir in diesem Moment mit einem Stachelhalsband vorstellen können, aber viel schwerer als ihre fetten Brüste wogen ihre Fragen: 
"Was für ein Widerstand soll es denn sein, junger Mann!"
Ich hab dann das Transistorsortiment aus dem Schaufenster genommen, da war ein AD161 bei, im TO-66 Gehäuse und mehrere AC181 in so kleinen Kühlklötzen.

TO66 TO1

3a. Baku bei Baderle


Baderle - ein Stück Hamburger Elektronikhistorie.
 
Gerade vorgestern kam mir Baderle wieder in den Sinn, als Günther Jauch nach der Rohrpost fragte, also nach Nachrichten die pneumatisch angetrieben werden oder so, aber die Rohrpost war gemeint. 
Meine Liebste hatte, meinte sie sich dunkel zu erinnern, schon einmal in einer Firma mit einer Rohrpost gearbeitet, da kommen immer so -plumps- Behälter, wo die Papiere reingewurschtelt wurden, aus der Wand.
Ich kannte die Rohrpost nur aus dem Postmuseum am Stephansplatz, wo ich als Grundschulkind mal hingeführt wurde. Und von:
Baderle
Da wurden die Bestellungen auf kleine Zettel geschrieben, in Blechdosen verpackt, nee.
Da kam immer nur die Ware, z.B. drei Transistoren, in einer Blechdose aus dem Lager gerauscht. Ich hab mich damals schon gefragt, wer die ganzen leeren Rohrpostbomben abends wieder ins Lager tragen muss.

 


3b. Bakus erste Schaltung


Meine erste Schaltung war der 'Lichtschalter'. Ich hatte die Transistoren nur in einer vagen Vermutung der Verwendungsfähigkeit gekauft. Ich lernte dann, dass 'Ströme zu verstärken' zwar eine hübsche Aufgabe und sogar ein Lebenszweck sein könne, aber auch ziemlich langweilig.
Wenn hinten was rauskommen soll, muss vorne was reingehen. Und das dazwischen ist auch wichtig.
Zu solch verschrobenen Gedanken habe ich mich damals allerdings nicht erhoben, sondern stattdessen Sensoren und Aktoren  beschafft, um den Transistoren was zu tun zu geben. Ein LDR und eine kleines 12V-Lämpchen. Das hatte ich noch aus meinem Kosmos-Elektromann, so eine Fahrradbirne im Bakelitsockel. 
Für den LDR03 musste ich nochmal zu Baderle. Diesmal wusste ich wenigstens, was ich wollte. Der LDR 07 ist zwar billiger, sieht aber Scheisse aus: LDR07
Da macht der LDR3 schon mehr her: LDR03
Als auch dies durchlitten war, gelang es mir an langen Schülernachmittagen, den Lichtschalter in Betrieb zu setzen: 


Meine Eltern heuchelten Verständnis, als ich es vorführte, meine Schwester war beeindruckt! Wenn man mit einer Lampe auf den LDR leuchtete, dann ging das Lämpchen an! Alle waren begeistert und gingen dann schnell fort. Es gab kaum Pfiffe, doch auch wenig Applaus.
Eine Beobachtung habe ich dabei allerdings gemacht: Wenn man den LDR dicht genug an die Lampe hängt, dann bleibt sie, wenn einmal entzündet, an. Da muss man schon ein schwarzes Stück Pappe zwischen die Lampe und den Lichtsensor halten, damit die Mitkopplung, so heisst das übrigens, unterbrochen wird.
In Regelungstechnik hatte ich später ne 2. 
Damals stellte ich nur fest, das meine Strategie völlig falsch war. Hätte ich den LDR umgelötet und noch einen Widerstand spendiert, dann wäre die Lampe angegangen, wenn das Licht ausgeht, und das ist allemal viel praktischer und findet unter dem Namen 'Dämmerungsschalter' immer noch in Baumärkten seine Käufer. Ich hab das, als sie weg waren, dann schnell umgelötet, einen Widerstand hatte ich zum Glück noch rumliegen. Funktionierte natürlich gleich, war aber ziemlich Scheisse: Als ich abends das Licht ausmachte, um in Ruhe schlafen zu können, ging sofort die Glühbirne an.
Ich habe sie dann im dunklen mal an den LDR gehalten, da liess sich die Helligkeit dann wenigstens runterdrehen. Der AD161 wurde da aber schon warm. Manchmal sprang die Helligkeit auch hin und her. Am nächsten Tag lötete ich noch einen Kondensator zwischen Basis und Emitter, richtete LDR und Lampe sorgfältig aus und baute den ersten Oszillator meines Lebens.

 


4. Bakus erste LED


So um 1973 herum holte ich mir wieder einmal ein Buch aus der Bücherhalle, so ein kleinformatiges aus der RPB (Radio Praktiker Bücherei), an den Titel kann ich mich nicht erinnern, aber an das Format. In diesem Buch wurde mir das erste mal von Leuchtdioden, der modernsten Errungenschaft der Halbleitertechnik berichtet. Sie sollten ganz ohne zu glühen bei moderaten Strömen, Spannungen und Temperaturen ein 'kirschrotes' Licht abgeben.  Auf unserem Küchentisch stand zu der Zeit eine rote Kerze, und ich stellte mir vor, das Licht müsse ungefähr so aussehen wie das Licht durch den Rand der Kerze, allerdings ohne so zu quanzen und zu blaken.
Nun waren Leuchtdioden zu jener Zeit noch nicht an jeder Ecke und in jedem Chinaspielzeug für fast umsonst zu haben, weder Baderle in der Spitalerstraße noch Balü im Chilehaus am Burchardplatz  führten solches neumodisches Zeugs. Im Anhang des Buches war als nächste Bezugsquelle die Firma *A.N* in der *S-Straße* in *Q*, einem kleinen Vorort meiner Heimatstadt, angegeben. Eines Tages gelang es mir tatsächlich, meinen Vater zu überreden, mich dorthin zu fahren. Er blieb, wenn ich mich recht erinnere, im Auto sitzen, während ich, meine gesamte verfügbare Barschaft in der Tasche, den Laden betrat, der nun garnicht so aussah wie die Elektronikläden, die ich kannte...
"Ach du Scheisse" dachte ich wohl zuerst, aber dann fasste ich den Mut, der Dame hinter dem Verkaufstresen, der fast so hoch wie der von Baderle(*) war, aber lange nicht so umlagert, mein Anliegen vorzutragen: "Ich möchte gerne eine (Mist, ich habe die Typenbezeichnung der Monsanto(**) LED vergessen) kaufen".

Die langbeinige Dame schaute mich lange an, und begann dann zu telefonieren. Wenig später sagte sie zu mir: "Komm mal mit!" und machte aufmunternde Gesten. "Oh mein Gott! Auf was habe ich mich da eingelassen?" dachte ich kurz, aber wenn ich jetzt wegliefe, dann bekäme ich nie eine LED.
So fügte ich mich dann in mein Schicksal, selber Schuld, und musste da durch.

Sie brachte mich in das Büro von Herrn D(***). und trug ihm mein Anliegen vor. Herr D. hatte ein offenes Ohr und wir unterhielten uns eine gewisse Zeit über Leuchtdioden. Dann gab er mir aus seiner oberen Schreibtischschublade mindestens 7 verschiedene Leuchtdioden in kleinen Plastikschächtelchen und einen ganzen Berg von Datenblättern, Applikationsberichten und Hauszeitungen dazu. 

"MV-50" waren auch dabei, und "MAN-01"

Vollbepackt mit Schätzen bestieg der kleine Baku den Wagen seines stirnrunzelnden Vaters. Erst später stellte er fest, dass seine gesamte Barschaft noch in seiner Tasche auf weitere Ausgaben wartete, doch das tat seinem Glück keinen Abbruch. Das ist halt das Schöne an Sonderinteressen.

Später verhalf mir die Hauszeitung noch zu viel Wissen und Spass, aber meine vordringliche Freude galt natürlich den Leuchtdioden. Eisenbahntrafo und Vorwiderstand, den Rest gerechnet, und sie leuchteten kirschrot. Wir hatten ja nichts, damals!

(*) wo ich seinerzeits meinen ersten Transistor gekauft hatte...

(**) Ja, genau, Monsanto, DIE Monsanto, hat damals LEDs gebaut. Ich glaube, die Typenbezeichnungen fingen mit MAN an, können auch die Siebensegmentanzeigen gewesen sein.

(***) Der Name ist mir heute noch in voller Länge in Erinnerung. So Ähnlich wie Drescher, 
"Jörn Drescher, 19 Jahre" lief zu der Zeit im Fernsehen, daran erinnere ich mich aber auch nur wegen der Namensgleichheit.



5. Nachrichtentechnik

Später hatte der junge Baku viele Bücher gelesen und trug all dieses Wissen mit sich herum, wie eine schwere Bürde. Seine Altersgenossen hatten die Zeit mit Indianerphantasien verbracht oder sich als Fussballhelden gefühlt. Das hat ihm rein evolutions- und auch ovulationsmässig einen gewissen Vorteil verschafft, aber erst viel später.
Die ersten Fickversuche wurden von der Damenwelt damals noch recht zurückhaltend aufgenommen, so meinte ich, mal mehr glänzen zu müssen und baute mir und meinen Kumpanen eine feine Horchanlage, mit der wir die uns Untergebenen (Das ist dann nochmal eine andere Geschichte, in der auch Personen, die es durchaus verdient hatten, Dulcolax in grossen Mengen verabreicht wurde. Heute käme man für sowas vors Gericht...) rund um die Uhr abhören konnten. Die Sender im Labellostift hielten nur einen Tag, aber die in der halben Kassettenschachtel mit dem 9V-Block langten die vollen 5 Tage. Etwas lästig war es, dass man das Radio immer auf den Raum abstimmen musste, den es abzuhören galt. 
Das beste war allerdings, dass ich, nachdem die 'Wanze' von halber Skatkartengrösse gefunden war, und die aufgebrachte Menge an unsere Tür schlug und uns lynchen wollte, nur das Streichholz hinten aus dem Radio ziehen musste, dann wurde über einen federnden Blechstreifen der Kondensator, der parallel zum Drehko geschaltet war, um den Frequenzbereich nach unten zu ziehen, abgeschaltet.
Und unser Horchempfänger spielte wieder Tanzmusik. Und da konnte man auch rumdrehen und rumschrauben, wie man wollte. Immer nur Radiomusik, keine Gespräche aus dem Nebenzimmer.
NÄNÄNÄNÄNÄNÄ!

Die Sender waren ganz gut, aber das geniale war der Empfänger! Security by Obscurity, höhö...
Das war, lasst mich nachdenken... Brodten 1974 oder 75.

Gnihi... das Jungvolk hatte auch so einen ganz schlauen dabei, der was von Radios und Wanzen wusste. Dem hab ich das gleich erklärt, dass, wenn da eine Wanze in ihrem Raum wäre, die wir mit unserem Radio abgehört hätten, unser Radio bei irgendeiner Frequenz eine akustische Rückkopplung machen müsste. Also übergab ich diesem offensichtlich intelligentem Menschen das Radio, und er drehte lange an allen Knöpfen, und danach war er überzeugt, dass das mit dem Abhören nur eine unhaltbare Verschwörungstheorie war.
Man hätte vielleicht über das Streichholz in meiner Hand stolpern können, deswegen tat ich so, als würde ich zufällig meine Zähne damit reinigen.
Sie glaubten, es wäre ein Zahnstocher, dabei war es ein Streichholz, unten angespitzt, damit es durch dieses ominöse Loch im Radio passt.
Den Bullen, in deren Frequenzbereich wir damals sendeten, hätten wir die Nummer wohl auch vorspielen können, wenn da mal einer drauf gekommen wäre bei der geringen Sendeleistung. Eher unwahrscheinlich.

 


6. Elektrobiologie für Einsteiger und Fortgeschrittene


Wie man aus einer Fliege eine Laufe macht:
Glink!.

Oder aus einer Laufe eine Humple.
(Nachtrag vom Spätsommer 2005)

Das war Mechanobiologie.  Aber viel zu mühsam.
Eine Funkenstrecke an einer Hochspannungsquelle, gerade so eingestellt, dass sie nicht durchschlägt. Ein Tropfen Zuckerwasser auf einem Korken kurz darunter. Darüber ein ovales Plastikgefäss von irgendwelchen Strümpfen(*). Darin eine Wespe.

Der Hochspannungsgenerator war damals aufgebaut aus einem alten Zeilenendstufentrafo, von dem die Primärwicklung abgemacht und dafür 5 Windungen dicker Draht draufgemacht wurden. Dahinein entluden sich zwei 400V - 120uF Kondensatoren, die vorher aus dem Netz über eine Graetzbruecke aus 4*1N4007 und einen Vorwiderstand aufgeladen worden waren. Geschaltet wurde das ganze mit einem Thyristor.
*BLUNTZ*

Einen Trenntrafo hatten wir damals nicht.
Verbrannte Insekten machen kein wirklich schönes Licht, deswegen haben wir nach diesem Proof of Concept weitere Bemühungen aufgegeben. 

Der Watz merkte dazu an:
Und weiter fällt mir da ein, daß das Silberfischen in der Blechdose sich nie von den Britzeln, die wir da hinterhergejagt haben, erwischen ließ. Saupack, elendes!

Ein anderer Teilnehmer erinnerte sich so:
In deiner Geschichte über die Elektrobiologie fehlt, daß wir sämtliche Spinnen und Kellerasseln im ######## ## für unsere Zwecke "benutzt" haben. Vielleicht erinnerst du dich daran, daß die Fauna des Biotops drei Jahre gebraucht hat, um sich von dieser suburbanen Katastrophe zu erholen.

 (*) Die Strumpfdose hatte der Watz von seiner Mutter mitgebracht..

 

7. Bakus erste Schaltung reloaded


Mein in Kapitel 3.b erworbenes Wissen konnte ich später dann sogar praktisch umsetzen, als ich dann mal einen richtigen Lichtschalter baute.


 


8. Physik im Alltag: Der brennende Mann


Inder, Neger und Muselmanen wissen: Wenn man effektvoll aus dieser Welt scheiden will, dann  verbrenne man sich öffentlich. Oder man lasse sich verbrennen, wenn man Christ, gläubig und opferbereit ist.
Brennende Menschen sind eindrucksvoll. Argumente, die diese These stützen, will niemand sehen.
So machten wir uns damals den Spass, Kinder auf Nachtwanderungen zu erschrecken. Der 'gehängte Mann' und die 'Schüsse aus dem Tannenwald' waren sehr mühevoll, hatten aber wenig Wirkung. Vom 'brennendem Mann' spricht man aber auch heute noch in den finsteren Hinterzimmern der Pfarreien.
'Der brennende Mann' geht so:
2 Abende vorher die Butanlötlampe in das Eisfach legen.
Am Abend vorher das Butan in Underbergflaschen umfüllen, diese kühl lagern. Mehrere Lagen Aluminiumfolie um den Körper, besonders die Beine wickeln. (*)
Darüber grobes Baumwollzeug von Voith im Freihafen. 
Dann in den Wald und warten, bis der Kinderlärm näherkommt. Sobald er unerträglich ist, öffnet man erst die Schraubverschlüsse aller Underbergflaschen, es dampft und brodelt, und dann giesst man das Butan über die Hose, rennt los, ein Feuerzeug in der Hand, und entzündet die Gaswolke in dem Moment, wo man über den Weg läuft. Das war die Theorie, die Praxis war ein bisschen anders und hat mich ein paar Haare gekostet, die inzwischen aber nachgewachsen sind.

(*) Wenn man das am Nachmittag im Garten der Eltern ausprobiert, dann kucken die Nachbarn und es ist gut, wenn man eine verständliche Erklärung für sein Verhalten parat hat.
 


9. Baku, der Uhrmensch

Mich persönlich hat schon seit frühester Jugend alles, was leuchtet und irgendwas anzeigt, fasziniert. Das fing vielleicht mit der Digitaluhr im Elektroladen des Vertrauens meiner Eltern, damals Ende der 60er, an. Sie hatte 7-Segmentanzeigen aus Taschenlampenbirnchen und war hintenrum komplett diskret mit Transistoren aufgebaut. Als kleiner Junge habe ich mir dieses Meisterwerk des Elektromeisters (sowas konnte man damals nämlich noch nicht einfach kaufen, zumindest nicht, wenn man nur einen kleinen Elektromeisterbetrieb in Hamburg-Lokstedt besass, sondern musste es selber bauen) jedes mal bewundernd angeschaut, und manchmal bin ich auch extra deswegen ganz alleine bis zum Siemersplatz gegangen, was für einen kleinen Jungen eine abenteuerlich weite Reise war, nur um mir diese Uhr anzusehen. Später wurde ich dann grösser, die Taschenlampenbirnchen gingen nach und nach kaputt (das sah dann ziemlich blöd aus) und irgendwann übergab der alte Kruse den Laden an seine Söhne, die ihn dann später zumachten. Vielleicht hätte Meister Kruse auch mehr Zeit für den Ausbau seiner Geschäfte und die Aufzucht seines Nachwuchses aufbringen müssen, anstatt sich in sinnloser Uhrenbastelei zu verzetteln, aber man weiss das ja nicht.
Geblieben war meine Faszination. Bald darauf begann ich selbst zu basteln, und immer musste es irgendwas mit 'leuchten' zu tun haben. Und anzeigen, darstellen, visualisieren, wie man heute so schön sagt.
Erste Leuchtdioden (siehe bastlerjugend.html) konnten zwar nur zwei Zustände anzeigen, aber wenn das z.B. der Aktivierungszustand eines Bombenzünders ist, kann das unter Umständen weitaus wichtiger sein als die aktuelle Bundesligatabelle. Nur mal so am Rande...
Die kleinen Monsanto 7-Segment-Anzeigen (solche mit einer Plastiklinse drauf, damit man überhaupt was erkennen kann) in meinem ersten Frequenzzähler (1975) mussten bald schwererem Geschütz weichen: einem Lo15 Fernschreiber, der bereits komplexeste Sachverhalte schwarz auf weiss auf Endlospapier nageln konnte. Ich frage mich in diesem Zusammenhang übrigens manchmal, wie meine Eltern DAS ertragen haben... Später stieg ich dann auf Videoausgabe um, und das ist auch kein triviales Thema, wenn man in den ganz frühen 80ern lebt und alles von Taschengeld und Aushilfsjobs finanzieren muss. Ein Internet gab es damals noch nicht, so musste ich mein erstes Videointerface damals ohne Datenblatt des Controllers bauen. Der Lo15 diente zu der Zeit dann nur noch dazu, Daten von Lochstreifen zu lesen und in diese zu lochen.



Bakus Bastelecke 1980


Das war ne geile Zeit damals. Ficken und Computer bauen.

 

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